Ruchenköpfe, 1805 m
Südwand "Göttner" IV
Die Ruchenköpfe sind eine kühn aus dem sonst recht "runden" Mangfallgebirge aufragende Felsformation, die den Blick des Betrachters und erst Recht das Interesse des Kletterers auf sich zieht. Schon der Blick vom Rotwandhaus auf die Nordwestflanke (Foto links) ist atemberaubend.
Wir waren an einer Vier-Seillänge-Route durch die Südwand interessiert, die "Göttner, IV", die wir hier vorstellen.
Tal- und Ausgangsort: Spitzingsee, Bergstation der Taubensteinbahn;
Zustieg: Von der Bergstation auf markiertem Weg zum Rotwandhaus (max. 1 Std.) und von dort weiter markiert zu den Ruchenköpfen. Hier dem Pfad am großen Stein vorbei folgen, bis sich die Wand erhebt (Tafel), dort dann nach rechts durch Latschen bis in die Fallinie einer auffälligen Latschengruppe in der Südwand. (max. 20 min)
Anforderungen: Wandhöhe 100m, Kletterlänge 110m, 4 Seillängen, IV (3. Seillänge fast durchgängig, sonst bis auf die ersten Meter der ersten Seillänge durchgängig III bis III+), Kletterzeit bei uns zu dritt 2 Std. 30 min;
alle Standplätze sind eingerichtet, ab der dritten Seillänge ausreichend Zwischenhaken vorhanden, Klemmkeilset angenehm;
Literatur: Tourendisk "Bayrische Voralpen / Nordtirol", Bergverlag Rother,
Karte: Alpenvereinskarte Nr. 7/1 Tegernsee - Schliersee, Maßstab 1:25.000;
Unser Team am 29.09.2007: Aldo Bergmann, Torsten Riemer, Volker Roßberg
Die Führe:
1. Seillänge, ca. 30m III+
Leicht rechts der Fallinie der großen Latschengruppe zunächst über gestuftes (II) dann plattiges Gelände (III+) direkt zum Fuß eines auffälligen Risses ansteigen;
2. Seillänge, ca. 30m, III
Vom Standplatz nun den engen Riss aufwärts (Haken), der nach einigen Metern zum breiten Kamin wird. Den Kamin in Aufstiegsrichtung links (gute griffe im Riss) aufwärts und oben nach links zum Standplatz hinter der Latschengruppe verlassen;
3. Seillänge, ca. 30m, IV
Vom Standplatz leicht links ansteigen und über einen kleinen Überhang (Schlüsselstelle IV - Haken) in einen flachen Riss steigen. Einige Meter aufwärts und bei großen Löchern nach links auf die glatte Plattre (IV-) und diese gerade aufwärts zum (ungemütlichsten) Standplatz;
4. Seillänge, ca. 20 m, III+
Nun gerade aufwärts zum Gipfel, am ersten Haken nochmals kurz knifflig, dann aber problemlos zum Gipfelgrat.
Abstieg:
Man folgt wenige Meter dem Westgrat, bis er senkrecht abbricht. Dort ist dann in roter Schrift der Hinweis auf die Position des ersten Abseilringes markiert. Man seilt bis auf das Band der großen Latschengruppe ab. Hier findet man einige Meter westlich den zweiten Abseilring. ACHTUNG: Beide Abseillängen betragen jeweils mindestens 40m, unbedingt beachten!
Ich nehme es gleich vorweg: diese Klettertour war eine Notlösung. Denn eigentlich sollte es an diesem Wochenende in die hohen Berchtesgadener Berge gehen. Aber zu schlechtes Wetter hatte uns gezwungen, eine Ausweichvariante zu finden. Das die dann eine so herausragende Bergfahrt wurde, hatte wohl keiner von uns geahnt.
Dabei hatte auch der Beginn unserer Tourentage eher schlechtes ahnen lassen: im strömenden Regen waren wir vom Spitzingsee aufgefahren, im Schneesturm auf dem Taubenstein und schließlich im tiefsten Winter am Rotwandhaus angekommen. Wir hatten schon gedacht, dass die Nebelwanderung auf die Rotwand (1884 m) unser einziger Gipfelerfolg bleiben würde. (Bild 1)
Doch der Wetterbericht sollte Recht behalten. Am Nachmittag des 28.09.2007 beruhigte sich das Wetter, erstmals konnten wir das Rotwandhaus klar sehen (Bild 2) und: es begann zu tauen!
Am Morgen des 29.09.2007 schien dann die Sonne, es war angenehm mild und schon bald hatten wir den Abzweig zur mächtigen Südflanke der Ruchenköpfe erreicht. (Bilder 3 und 4). Bild 5 zeigt unsere Route durch diese herrlich steile Wand. Besonders aufregend war das Unternehmen für Torsten Riemer, denn der erlebte hier sein Kletterdebüt in den Alpen.
Um 9:50 Uhr waren wir schließlich unterwegs. Auf Bild 6 verlasse ich den ersten Standplatz und steige in den engen Riss am Beginn der zweiten Seillänge ein. Auf Bild 7 nähert Volker sich im breiten Kamin dem Ende dieser Seillänge. Nun wurde es spannend, die Schlüsselstelle war erreicht (Bild 8). Aber die ist mit einem gebohrten Haken gut gesichert und mit einem raffinierten Zug gut zu meistern.
Und so hat auch Alpin-Neuling Tosten schnell das Problem gelöst und konnte seiner Freude freien Lauf lassen (Bild 9) Bilder 10 und 11 vermitteln einen Eindruck von der Steilheit der Wand und vom dritten Standplatz. Bild 11 hat Volker aufgenommen, als er sich dem Standplatz genähert hat, Bild 10 stammt von mir, nachdem ich die ersten Meter der letzten Seillänge hinter mit hatte.
Bilder 12, 13 und 14 erklären sich von selbst: Torsten genießt den herrlichen Ausblick bei erreichen des Gipfels und das obligatorische Gipfelfoto ist ein Muss!
Bild 15 vermittelt einen Eindruck von der Abseilfahrt - fast 40m geht es in der ersten Abseillänge durch die senkrechte Wand, hier ist ein Zwillings- oder Doppelseil unbedingt erforderlich.
Nun, und auf Bild 16 präsentieren wir uns nach getaner "Arbeit" stolz nochmals gemeinsam vor "unserer" Wand.
Fazit: Eine großartige, sehr gut gesicherte und in der Linienführung logische Tour durch eine sonnenüberflutete gut griffige Südflanke. Die muss man haben und die klettern wir mit Sicherheit noch einmal.