Virtuell und doch die blanke Realität – FichtelbergUltra 2021
Die Corona-Pandemie hat, wie dem gesamten gesellschaftlichen Leben, auch den Ultralauf-Wettkampfsport einen erheblichen Strich durch die Rechnung gemacht. Massenhaft sind Läufe ausgefallen, nur wenige sind verschoben, manche als virtueller Lauf ausgetragen worden. Auch der FichtelbergUltra 2021 war ein sogenannter „Vitual Run“, allerdings mit einer genialen Idee des Veranstalters Ronald Gasch: es musste die Originalstrecke gelaufen werden!
Dann war es ja doch ein Massenlauf!? Nein, ist es nicht, denn wer sich anmeldet hat Zeit von Mai bis Oktober 2021, um die Strecke zu absolvieren und dem Ausrichter den Erfolg nachzuweisen.
Da ich es nach meiner Teilnahme 2015 nicht wieder geschafft hatte, bei diesem landschaftlich sehr schönen Lauf zu starten, kam mir diese Form der Ausrichtung gelegen, schnell war Mirko Löbel als Laufpartner gewonnen, der 24. Juli als Lauftag ausgewählt.
Ein Fehler! Für hitzeempfindliche Läufer ist ein Ultralauf in den Hundstagen, wenn sie denn ihrem Namen gerecht werden, Gift! Das Wetter war giftig genug!
Unser Plan, in Chemnitz zu schlafen, um zeitig zu starten, war gut, der Start kurz nach 9 Uhr dann aber schlecht.
Schon im ersten Anstieg nach dem Start am Wasserschloss Klaffenbach tat die Sonne ihr Werk, der Schweiß lief derart in Bächen, dass er regelmäßig auf das Display des GPS-Gerätes tropfte, den Touchscreen zu bemerkenswerten Eigeninitiativen bewog und damit die Navigation mehr als „anstrengend“ machte.
Aber wir liefen, waren schneller als gedacht unterwegs, durch unser Versorgungsteam Sabine-Almuth bestens versorgt, leichte Krisen wurden überwunden, der letzte Versorgungspunkt bei etwa km 41 war nach ca. 6 Std. 10 min erreicht.
Da war ich 2015 schon kurz vor dem Gipfel des Fichtelbergs, man, war ich damals gut drauf! Dass das diesmal so nicht klappen würde, war klar, daher alles bestens, es waren ja nur noch 12 / 13 km, also irgendwann knapp vor acht Stunden wären wir oben.
Wir hatten die Rechnung nicht ohne die Hitze des Tages und dem sich wehrenden Fichtelberg, die Masse der 1600 hm liegt auf genau diesen letzten Kilometern, gemacht. Es zog sich und zog sich … und zog sich.
Aber nach ca. 8 Std. 40 min dann endlich die letzte Stufe der letzten Treppe, der Gipfel, das Ziel, war erreicht.
Die Freude war groß, wie bei einem richtigen Lauf – eine blöde Formulierung, es war ja ein richtiger Lauf – Shakehand, etwas Päuschen und schließlich ein genussvoller Abend in den Erzgebirgsstuben des Fichteberghauses, ein runder Tag in seiner virtuellen Realität konnte sein würdiges Ende finden.
Danke an Ronald Gasch für diese in der aktuellen Zeit außergewöhnliche Idee eines virtuellen entvirtualisierten Ultralaufes, unserem wie gewohnt perfekten Versorgungsteam Almuth und Sabine (Reine Laufzeit war übrigens ca. 7 Std. 20 min, ca. 80 min haben wir an unserer mobilen Verpflegungsstelle genossen) und natürlich uns selbst, dass wir uns hier gegenseitig durchgeholfen haben.
Mal sehen, was da noch so geht – vielleicht ja auch der FichtelnergUltra im Original, wenn das Wörtchen „virtuell“ hoffentlich bald wieder wegfallen kann.