Mit der Blue-Man-Group*) durch die Oberlausitz
„Ihr seid ja alle blau!“, meint eine unbekannte Läuferin nach ca. 40 km und wir müssen lachen. Denn ja, wir sind blau, und zwar richtig! Aber das natürlich nicht als Folge schöngeistiger Getränke, sondern, und das völlig unabgesprochen: unser schon vor dem heutigen Start gebildetes Team – Mirko Leffler, Stephan Marschalleck und ich, waren komplett blau gekleidet. Und so war die Bezeichnung „Blue-Man-Group“ der Running-Gag eines schönen und doch denkwürdigen Tages.
Der „Große Oberlausitztrail“, 60 km mit ca. 1800 positiven Höhenmetern, hätte für mich unter keinen Umständen auf der Tagesordnung gestanden – denn die Cut-Off-Zeit war/ist 8 Stunden! Das ist für mich einfach nicht (mehr) drin.
Mirko Leffler allerdings hatte mir wenige Wochen zuvor bei unserem gemeinsamen Läufchen beim Oberelbemarathon den Mund wässrig gemacht, er kenne den Veranstalter, wir könnten eine Stunde früher starten und mit Stephan wären wir ein tolles Dreierteam.
Das klang gut, neun Stunden wären kein Problem und mit guten Freunden einen Lauftag verbringen, da kann man nun wirklich nicht viel falsch machen.
Also standen wir drei pünktlich 8 Uhr bei noch kühler, später dann aber feuriger Sonne am Start im Oberlausitzer Örtchen Gaußig und liefen dem Feld von knapp 65 Startern voran – aber nicht davon! Nach ca. 2 Std. 20 min , wir waren gerade mal bei km 17, lief der erste an uns vorbei, fast alle sollten folgen. Denn wir waren und sind unserem Vorsatz treu geblieben, genüsslich die Runde abzutraben.
Allerdings ganz so genüsslich war es dann doch nicht. Die Strecke ist teilweise knochenhart, es geht steil bergauf und -ab, Geröll, tiefe Furchen, riesige Steine, Baumstämme, Sumpf, Wiesen – alles, was das Herz des Trailläufers begehrt, war dabei. Allerdings hat etwas gefehlt, was eigentlich nicht fehlen sollte: die Zuverlässigkeit des Veranstalters. Getränkepunkte fehlten ganz oder kamen zig Kilometer später, auch einige Verpflegungspunkte hatten richtig auf sich warten lassen.
Die folgenden Bilder stammen von Almuth Bergmann, Mirko Leffler und Stephan Marschalleck
Einmal mehr war da Almuth als mobiler VP für unser Dreierteam goldwert, denn sie stand wie gewohnt immer dort, wo man es nötig hatte – und das nicht nur für uns. Nur zu gern hat der eine oder andere das rettende Getränk oder den nötigen Snack genommen und damit wohl auch seinen eigenen Lauf etwas erleichtert.
Und was noch weniger geht: nach etwa 22 km wies eine deutliche Markierung des Laufes steil den Berg hinauf. Mirko meinte nur, dass sein Track zwar geradeaus zeige, es früher aber genau hier hinauf gegangen sei, wir also der Markierung folgen.
Das war falsch.
Zwar kamen wir auf dem Gipfel auf die Wettkampfstrecke zurück, aber hier kamen die Läufer aus allen möglichen Richtungen an. Das wäre nun kein Problem, wenn man nicht um eine Platzierung laufen würde. Nein, nein, nicht wir, aber unser Lauffreund Peter Buschack, mad-chicken-run.de, verlor auf diese Weise seinen bis dahin dritten Platz, er lief nach Track, die Verfolger, wie wir auch, nach (wie sich später herausstellt, tatsächlich falscher) Markierung.
Der Veranstalter zuckte auf Peters Reklamation nur die Schulter, es sei halt so.
Und genauso lapidar allgemein: wenn man die Cut-Off-Zeit nicht schaffe, könne man hier eben nicht starten. Ups, wer kann denn dann hier starten? Wer ist Zielgruppe dieser Veranstaltung, der Eliteläufer?
Wir erreichen das Ziel nach einem herausragend schönen Lauftag nach mehr als zehn (10 !) Stunden und sind damit auch zeitlich nicht letzte.
Von 53 Finsihern schaffen nur 31 die Cut-Off-Zeit von acht Stunden – gewertet werden zum Glück schließlich aber alle.
Auch wenn es hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Verpflegungspunkte, der Streckenmarkierung und der aus meiner Sicht (nicht nur) altersdiskriminierenden Cut-Off-Zeit unbedingt Verbesserungsbedarf gibt, ist der Oberlausitztrail (zu den kürzeren Streckenangeboten kann ich natürlich nichts sagen) eine empfehlenswerte Laufveranstaltung netter und rühriger Ausrichter, die das hält, was der Namen verspricht: echte Trails durch das wunderschöne Oberlausitzer Bergland.
Ich jedenfalls war gern hier und noch lieber Mitglied unser Blue-Man-Group!
Aufzeichnung unseres Laufes 2023
Achtung: Dieser Track kann im Bereich des Valtenberges vor km 25 nicht für spätere Läufe verwendet werden. Zwar ist die Strecke nicht kürzer, weicht aber vom offiziellen Track ab. (Siehe Beitrag)
Distanz: Kilometer Höhe (min): Meter Höhe (max): Meter
*) Diese in Bezug auf die bekannte Schauspieler- und Musikergruppe gewählte andere Schreibweise habe ich gezielt gewählt, um eventuellen rechtlichen Problemen aus dem Wege zu gehen.