Tour 02/2011
12./13.03.2011
Kontakt mit Felsen ...
... und eine Jahreserste!!!
Samstag, 12. März 2010. Langsam schiebe ich meine Hand nach vorne, und dann: warm von der Sonne, dieses geliebte Klappern des Aluminiums, dieses blendende Weiß: ein Gipfelbuch!
Es war also wahr geworden: nach fast sieben Monaten ohne Gipfel saß ich gemeinsam mit Ralf Hanke auf dem Rabenturm im Bielatal.
Mit ihm zusammen hatte ich im August 2010 auch das letzte Mal einen Felsen bestiegen, seit dem war nichts, aber auch gar nichts mehr gegangen.
Heute war das anders. Eigentlich musste Ralf arbeiten, aber unverhofft kommt oft – er hatte plötzlich frei. Das Wetter war gut und tatsächlich sollte an den Fels und nicht an den Geocache gehen. Und so rollten wir im überraschenderweise noch immer recht hohen Schnee auf dem Parkplatz im Bielatal ein.
Was dann kam, war allerdings weniger erfreulich. Denn wo fangen wir nach so langer Kletterabstinenz an? Wer lange nicht Fahrrad gefahren ist, steigt auf und fährt trotzdem. Beim Klettern ist das anders. Man muss erst das Gefühl für den Fels, für das Gleichgewicht, für Tiefe, Ängste … wieder bekommen.
Na gut, ich mache den ersten Vorstieg, Rabenturm, Alter Weg III, den war ich doch schon am 20.04.2002 vorgestiegen, damals noch im Team mit Maria Roßberg.
Und heute! Mein Gott, es ist zwar trocken und griffig, aber ich wage den ersten Zug über die tief abfallende Kante nicht. Nach gefühlten Stunden bin ich gerade mal 1,5 m höher, komme nicht um die abdrängende Rippe. Nichts für die linke Hand da, verdammt.
Und wieder nach gefühlten Stunden zwänge ich mich dort, wo man eigentlich frohen Mutes außen „hinaufstiefeln“ könnte, in mittelmäßiger Kamintechnik durch, eine Schinderei ohne Gleichen, und wenig später bin ich oben. Puh, vom langen Herumhängen tun mir schon jetzt die Unterarme weh.
Ralf kommt zügig nach. Mit Seil von oben sieht die Welt ganz anders aus, meint er und weiß ich.
Aber der Anfang war gemacht.
Wenig später gewinnt Ralf sein Selbstvertrauen beim Vorstieg des Alten Weges III an der Papusspitze zurück und dann drängelt der Bursche ein wenig. Ich hätte doch etwas vom „Bonzenzahn“ erzählt einem der wenigen Gipfel, die mir im Bielatal noch fehlen. Naja, gucken kann man ja mal.
Gemeinsam mit Volker und Maria hatten wir schon vor Jahren die ganze Gegend „abgesammelt“, den aber hatten wir stehen lassen. Zu glatt der Aufstieg auf den Pfeiler, zu grausig der mächtige Überhang am Gipfelkopf. Oft war ich später hier vorbei gekommen: nee, bloß nicht!
Und jetzt Ralf: los, das hast du drauf, wenn es nicht weiter geht, kannst du vom Pfeiler wieder abseilen und irgendwo ist doch auch ein Ring!
Also Begutachtung, Zögern, Diskussion, nochmals Begutachtung … na gut, es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Es war wie ein Länderspiel.
Der Pfeileraustieg war knifflig, kleintrittig und glatt, aber schnell und problemlos gelöst. Übertritt in die Wand. Herrlich! Gut strukturierter griffiger Sandstein. Überraschend ruhig und sicher ging es nach oben, dann der letzte Zug unter den Überhang – wie nicht anders zu erwarten, besteht der aus der grifflosen für das Bielatal typischen Kieselschicht – da war der Ring. Der gehört zwar zum direkten Ausstieg, einem anderen Weg, ist mir aber mehr als willkommen.
Nun ist Ralf an der Reihe, er soll zunächst bis zum Standplatz nachkommen, um die schon hier unangenehme Seilreibung zu vermindern.
Ralf macht das mit Bravour, quert gleich unter dem Überhang zur Kante aus – und ist oben.
Kurz danach sitze ich neben ihm. Man, war das eine rassige Kletterei. Belohnt zudem mit der Jahresersten auf diesem Gipfel.
Keine Ahnung, warum ich mich jahrelang vor diesem Teilchen gefürchtet hatte, der Weg ist so sicher und schön, dass er eigentlich ein Sternchen verdient hätte.
Wir entscheiden uns auf diesem Gipfel, für heute Schluss zu machen, besser konnte es nicht werden. Das Tagesziel war erreicht: wir sind wieder am Fels, wir haben unser Selbstvertrauen zurück.
Naja, und ein echt guter Cache hat auf der Rückfahrt nach Cottbus natürlich auch noch gelauert ;)
Nur wenige Stunden später: Sonntag, 13. März 2011.
Gemeinsam mit Thomas Kobbe und seinem Bruder Steffen sitzen wir frühmorgens in unserem Stammcafe in Pirna beim Frühstück.
Schon lange vor der kurzfristigen Absprache mit Ralf für den Samstag hatten Thomas und ich den Sonntag als Sachsenstart 2011 ausgewählt.
Nun war das schon mein zweiter Klettertag des Jahres.
Und der war nicht weniger schön, als der Tag zuvor. Gemeinsam ging es am Pfaffenstein auf die Klamotte, den Keilerturm und den Vierling und am Abend waren wir uns einig: ein herrlicher Frühlingsklettertag. Das werden die folgenden Bilder sicherlich sehr deutlich machen!