Tour 04/2018
Wie zum Teufel findet man einen toten Zwerg?
Dass der April 2018 der bisher wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 war, zeigte er mit zartem Frühlingsgrün und bei sommerlichen Temperaturen beeindruckend schön auch an seinem letzten Wochenende. Deswegen zog es auch uns wieder ins Gebirge, diesmal an den Pfaffenstein mit seinen vielen seit 2015 anerkannten neuen Gipfeln.
Und so steuerten wir am 29.04.2018 mit Katrin und Steffen, mit denen wir uns für diesen Klettertag verabredet hatten, von Pfaffendorf kommend zunächst gezielt den „Quader“, an, einem riesigen Felsblock, der offensichtlich vor vielen Jahrzehnten vom Pfaffenstein gefallen war, an.
Hier hatte ich trotz der Tatsache, dass es bereits April war, den Märzweg (V), einen viel gelobten und gut gesicherten Weg, auf dem Plan. Aber wie so oft verfallen Pläne zu Staub, wenn man dann vor der Aufgabe steht! Zum Glück traf kurz nach uns eine fröhliche Gruppe älterer Bergsteiger ein, turnte uns die Besteigung des Gipfels vor, nahm mich mit in die Seilschaft und sicherte so uns allen diesen kleinen aber in der Besteigung sehr feinen Gipfel.
In der inzwischen brütenden Sonne stiegen wir anschließend recht abenteuerlich mit Kletter- und Rucksackseilbahneinlagen zur „Schildkröte“, einem herrlichen Aussichtsgipfel, der seinem Namen alle Ehre macht (siehe Foto), auf. Mit einem mutigen Übertritt war der ansonsten recht einfache „Neue Schartenweg (II)“ zumindest eine kleine Herausforderung und der Gipfelaufschwung hat mit II nichts, aber auch gar nichts zu tun, unter IV - V geht hier nichts – wer bewertet denn Wege derart schrottig!!!
Dann aber war schon früher Nachmittag. Das Gasthaus auf dem Pfaffenstein stand jetzt genau richtig für uns. Für gefühlt hunderte anderer Menschen allerdings auch, irgendwie war es hier wie auf dem Rummel. Als wir aber später nur wenige Meter weiter wieder in die Felsenwelt abgebogen waren, war auch wieder Ruhe. Allerdings wurden wir jetzt unruhig: wir suchten und fanden einfach keinen toten Zwerg.
Na gut, ich sage es mal anders: wir fanden den „Toten Zwerg“ nicht. Im Kletterführer war ein klarer Zustieg zu diesem Gipfel eingezeichnet, aber an der Stelle, an der es entlang gehen sollte, ging ohne richtig klettern nichts. Wir suchten, drehten die Karte, Almuth entdeckte von einer höheren Position sogar über der vermeintlichen Kletterstelle das schwarze Dreieck auf weißem Grund. Wir waren richtig - und auch nicht.
Wir ließen also unsere Rucksäcke stehen, überkletterten gesichert die Steilstufe, standen schließlich in der angestrebten Scharte – und erkannten, dass es einen weiteren Zustieg gibt. Der fehlte zwar im Kletterführer, war aber ordentlich markiert – die eindeutige Markierung hatten wir beim Zustieg einfach übersehen.
So war unser Zustieg deutlich schwerer, als der dann gekletterte offizielle Kletterweg „Leichter Weg I*“. Was blieb, war ein kleines Zustiegsabenteuer, ein wirklicher Sternchenweg und abermals ein großartige Aussichtsgipfel am Pfaffenstein.
Zwar sollte es zum Tagesfinale noch auf den „Keilerturm“ gehen, aber den haben wir dann angesichts der fortgeschrittenen Zeit für ein gemütliches Tagesabschlussbierchen einfach mal stehen gelassen.
Er läuft ja nicht weg und wir kommen ganz sicher wieder ;)
Bilder dieses Beitrages stammen auch von Katrin und Steffen Suski und von Almuth Dictus