Tour 08/2018
Wiederholungstäter mit Donnerwetter
Nach dem tollen Gruppenausflug zum Gamrig in der Vorwoche war bei mir ein kleiner Wermutstropfen geblieben: da gab es Routen, die ich vor Jahren problemlos geklettert war, heute stehe ich voller Respekt davor und wage sie nicht! Und so kam es mir nur recht, dass Almuth gegenwärtig ohnehin „klettersüchtig“ ist!
Mit dem Ziel „es einfach mal wieder zu wagen“, standen wir also am sehr frühen Morgen des 10. Juni abermals vor dem Gamrig, entschlossen wollte ich die Südkante IV* am Waltersdorfer Horn vorsteigen. Doch da war eine Gruppe Berliner Kletterer, noch frühere Vögel, die genau diesen Wurm schnappten. Trotz frühen Starts waren wir hier zu spät. Mist!
Almuths Idee: dann machen wir eben nochmals den Rippenweg zum „Warmwerden“, sie steige ihn auch nochmals vor. Warm war es trotz Wolken zwar ohnehin, gefühlt waren bei extremer Luftfeuchtigkeit weit über 20 Grad, der Schweiß lief auch ohne Belastung, aber warum nicht! Das Erfreuliche des Warm Ups war, dass Almuth noch souveräner stieg, Sicherungen perfekt legte und gleich mal bis zum Ring und damit doch schon recht weit durchstieg. Sie ist in Routine gewachsen!
Auf dem Gipfel schwatzen wir dann in netter Runde mit einigen der Berliner Kletterer, die über verschiedene Wege hier nach und nach ankamen – und beobachteten Bergsteiger im Alten Weg IV*! (das „!“ ist in anderen Kletterführern ein Totenkopf und bedeutet gefährlich, da ungesichert) am gegenüberliegenden Heidebrüderturm. Auch den hatte ich heute auf dem Plan, aber Almuth winkte hier beim Blick in die Wand ab: das sei ihr nichts!
Nach der Abseile war die Südkante frei, also nichts wie hinauf! Ein traumhaft schöner Weg im vierten Grad, einer der wenigen sächsischen Vierer-Wege mit Ring.
Wieder blickten wir vom Gipfel in den Alten Weg des Heidebrüderturms. Diesmal war ich weich in den Knien, Almuths Ängste hatten auch mich etwas ausgehebelt. Nun war sie es, die meinte, dass wir es wenigsten probieren könnten.
Als ich noch mit einem Dauergrinsen im Gesicht vor Freude darüber, den Weg souverän und sauber gestiegen zu sein, Almuth auf dem Gipfel in Empfang nahm, war ihre Kehle noch vom Adrenalin zugeschnürt und sie meinte nur: wie kann man denn sowas vorsteigen, und das ohne Sicherung!
Man kann, wenn man es beherrscht und zu sich selbst zurück findet.
Und dieses Tagesziel hatte ich genau hier reicht!
Das geplante Tagesfinale allerdings musste ausfallen.
Planmäßig waren wir zwar anschließend über den Alten Weg III* auf die Gamrigscheibe geklettert, aber noch auf dem Gipfel setzte das Grollen der nahenden Gewitter ein, bereits beim Abseilen tröpfelte es leicht.
Und so konnten wir den Alten Weg, V, am Gamrigkegel, ein Weg, vor dem ich mich seit Jahren gefürchtet hatte, nur noch in Augenschein nehmen. Auch wenn das erste Gewitter knapp vorbei gezogen war, die nächsten, und dann recht heftigen unwetterartigen Ausbrüche, lauerten am anderen Elbufer, es wäre unvernünftig gewesen, hier noch einzusteigen! Gegen 14 Uhr stiegen wir ins Tal ab.
Bei einer leckeren geräucherten Forelle im Rathener Amselgrund saß das Gefühl tiefster Zufriedenheit mit am Tisch. Almuth wird immer besser und ich finde langsam aber sicher zu alten Qualitäten zurück. Lange wird der Alte Weg am Gamrigkegel also nicht mehr auf uns warten müssen!