Mont Blanc, 4810 m
Normalweg von Frankreich
Versuch
Er ist der höchste Berg, das so genannte Dach der Alpen - und bereits Ende des Jahres 2000 war bei uns die Idee geboren worden, ihn über den Normalweg von Frankreich aus zu besteigen. Ein ganzes langes Jahr lebten wir also mit diesem großen Ziel vor den Augen. Das hieß Planung, Aufrüstung mit geeignetem Equipment für dieses Unternehmen und natürlich konditionelles Training. Unser einziges großes Risiko schien einmal mehr das Wetter zu sein - denn aufgrund der späten Herbstferien 2001 im Land Brandenburg mussten wir die Besteigung für Ende Oktober/Anfang November planen.
Unser Ausgangspunkt:
Les Houches, Seilbahnstation Bellevue, Aufstieg: ab Parkplatz der Seilbahnstation markierten Weg nach Bellevue (Gehzeit ca. 2 Stunden); von dort talseitig auf markiertem Weg zum Col du Mt. Lachat; dann entlang der Schienen der Bergbahn zur letzten Station (Gehzeit ca. 1 1/2 Stunden); von hier scharf links haltend auf markiertem Weg über Geröll steil aufwärts;
Literatur: "Mont-Blanc-Gruppe", Gebietsführer, Bergverlag Rother - München, ISBN 3-7633-2414-3
Karte: Kompass, Wander- und Skitourenkarte 85, Mont Blanc, ISBN 3-85491-093-2
Für die Besucher, die in der Hoffnung auf mehr Informationen hier gelandet sind - nun, die fehlen leider mangels Erfolg - hier als kleine entschädigende Feinheit:
1. Versuch, 30.10.2001
1. Auch wenn es so aussieht: von wegen schlechtes Wetter. Im Gegenteil, das Herbstwetter war vom Feinsten. Auf dem Gipfel herrschten ca. -17 Grad; die Nullgradgrenze lag bei ca. 3000m, die Sonne schien, die Wetterlage war stabil. Am 30.10.2001 um 8.00 Uhr begann die geplante Zweitagestour mit dem Foto vorm Fahrzeug unseres Sponsors.
2. Ziel des ersten Tages war die Gouter-Hütte auf 3817m. Für die fast 3000 Höhenmeter wollten wir uns alle denkbare Zeit lassen, um unsere Kräfte so gut wie möglich zu sparen. So erreichten wir gut gelaunt und "fit wie Turnschuhe" Bellevue auf 1790m. Mit Ruhe setzen wir nach einer kurzen Pause den Aufstieg fort.
3. Es war zwar nicht das schönste, womit man so seine Freizeit verbringen kann, aber auch der öde Trott neben den Schienen der Bergbahn ging vorbei. Gegen 11.30 Uhr erreichten wir die obere Bahnstation, Le Nid d'Aigile, 2372m.
4. Nach einer ausgiebigen Mittagspause kam es dann allerdings zu einer kleinen Panne. Wir verpassten den scharf nach links führenden Aufstieg in das Geröllfeld und mussten den Weg suchen. Wenig später aber ging es aufwärts, dabei schon bald unser Tagesziel, die Hütte, vor Augen. (Auf dem Foto mit Nr. 1 gekennzeichnet.
5. Nach einer weiteren kurzen Rast auf ca. 2800m begann der Aufstieg zur Rousse-Hütte, der letzten Station vor der eigentlichen Kletterei zum Tagesziel. Allerdings kam hier das überraschende Aus. Volker hatte plötzlich unerwartete Kreislaufprobleme. Nach kurzer Diskussion war klar - ein Risiko gehen wir nicht ein.
6. Bei etwa 3000m machten wir kehrt. (Auf dem Foto unter Ziffer 4 mit Nr. 2 gekennzeichnet) Nur wenige hundert Meter tiefer, nach einem Tässchen Tee und nach ausgiebiger Pause, war das Problem beseitigt - aber ein erneuter Aufstieg kam nun nicht mehr in Frage, im Gegenteil, jetzt mussten wir wieder das Tal erreichen.
7. Mehr als 2000m hinauf, und dann das Gleiche wieder bergab - das nervt - und strengt an. Dazu mussten wir vor allem im oberen Teil noch höllisch aufpassen - denn einige kleine Klettereien waren auch schon auf der zurückgelegten Strecke zu überwinden. Und bergab ist ohnehin immer komplizierter, als bergauf.
8. Natürlich war diese gewaltige Tour bei Tageslicht nicht zu schaffen. Gegen 20 Uhr erreichten wir im Licht der Stirnlampen das Tal, nur gut das es Handys gibt - wenigsten die letzten Meter konnten wir uns fahren lassen. Abend hat dann das Bier schon wieder geschmeckt und die Fehleranalyse begann.
Fehleranalyse? Eigentlich hatten wir doch alles richtig gemacht - sogar an die Regel, gemeinsam umzukehren, wenn einer von uns Probleme hat, haben wir uns trotz Volkers Einwände, allein weiter zu gehen, konsequent gehalten.
Und doch haben wir einen Fehler gemacht, der einzige vielleicht, aber der entscheidende. Denn das es Volker "erwischt" hat, war Zufall, es hätte jeden von uns treffen können.
Darauf zu vertrauen, dass ein paar Tage Chamonix, ein paar Höhentouren Monate zuvor und hunderte Laufkilometer ausreichen würden, in eine solche Höhe zu steigen, war mehr als blauäugig und jedes alpine Lehrbuch nennt das Kind beim Namen: Akklimatisation! Man steigt halt nicht einfach von Null auf Dreitausend!
Doch aus Fehlern lernt man. Das heißt: wir kommen wieder, im Herbst 2002, diesmal nach einer längeren hochalpinen Vorbereitungszeit - Hauptsache, das Wetter macht dann mit!
Ach ja: herrlich war die Tour allemal. Es war also kein einziger Schritt umsonst, es war eher ein Genuss, auf solch einer genialen Route in einer traumhaften Berglandschaft bei glitzernder Sonne unterwegs zu sein
2. Anlauf 2002
2002 hatten wir alles anders gemacht: Sommer- und Herbstalpenaufenthalt lagen wesentlich enger zusammen, im September waren wir am Eiger und vor der Mont-Blanc-Woche waren wir eine Woche in den Dolomiten. Die Akklimatisation war also recht optimal. Aber das Wetter! Bereits am ersten Tag mussten wir die unsicheren Wetterprognosen des Bergbüros zur Kenntnis nehmen: Wetterverschlechterung ab Wochenmitte, Windstärke am Gipfel 60 - 80 km/h. Und so fehlte uns der entscheidende Mut, es trotzdem zu versuchen. Ob das falsch oder richtig war, braucht man nicht zu diskutieren - bis Donnerstag hatte das Wetter schließlich jedoch halbwegs gehalten. Auch wenn das Foto vom Gipfel, aufgenommen von der Aiguille du Midi, grauliche Verhältnisse hinter dem Gipfel zeigt, war durch das Fernrohr gut zu beobachten, wie andere Seilschaften an diesem Mittwoch, 15.10.2002, den Gipfel erreichten. Auf uns jedenfalls wartet der Mont Blanc weiter. Oder wir auf ihn?
Übrigens: das Foto zeigt einen großen Teil des französischen Normalweges auf den Gipfel. Rechts außerhalb des Bildes befindet sich dir Gouter-Hütte. Von dort kommend umgeht man den rechts der Bildmitte herausragenden Dome du Gouter auf der hier sichtbaren Seite, gelangt zu dem (auf dem Bild) kleinen markanten Felsaufbau, auf dem sich die Vallot-Hütte befindet und folgt dann links hinauf dem Bessesgrat zum Gipfel.